Geschichte der ÖWR Kärnten

Die ÖWR ist ein gemeinnütziger Verein, der es sich primär zur Aufgabe gemacht hat, Menschen vor dem Ertrinkungstod zu bewahren. Freiwillige, ehrenamtlich tätige Helfer riskieren bei den oft nicht ungefährlichen Rettungseinsätzen ihr eigenes Leben, um in Not Geratenen zu helfen. Die Wichtigkeit eines derartigen Rettungsdienstes erweist sich in den Leistungen, Taucheinsätzen oder Bootsbergungen.
Neben der Sorge um die Sicherheit der Schwimmer und Wassersportler an den Österreichischen Flüssen und Seen sowie in Öffentlichen Bädern, gehören auch beispielsweise Hochwassereinsätze und die überwachung von Sportveranstaltungen (z.B. Segelregatten, Schwimmwettkämpfe, usw.) zum Aufgabenbereich der ÖWR.

Die ÖWR versucht aber nicht nur in Notfällen zu helfen. Durch Schulung und Information der Bevölkerung soll die Unfall- und Ertrinkungsgefahr beim Baden verringert werden. Daher werden eine Vielfalt an Schwimmkursen angeboten, um Kindern und Nichtschwimmern das Schwimmen zu lehren. Das Angebot dieser Kurse reicht vom Anfängerkurs bis hin zur Rettungsschwimm- bzw. Tauchausbildung. Das Motto:  „Jeder Nichtschwimmer ein Schwimmer – jeder Schwimmer ein Rettungsschwimmer!“ bezeichnet ein ganz wichtiges Ziel der ÖWR, da auch dann an Orten Hilfe geleistet werden kann, an denen kein eigener Dienst der ÖWR eingerichtet ist. Aber auch auf dem Gebiet des Umweltschutzes sind wir äusserst aktiv. Da durch Müll an Flussufern und Badestränden nicht nur die Umwelt verschmutzt wird, sondern eine große Verletzungsgefahr beim Baden gegeben ist.

Die ÖWR ist auch international vertreten, und zwar in der Internatinal Life Saving Federation (ILS) und der International Life Saving Federation of Europe (ILSE).

Als Vater der ÖWR Kärnten wird zu Recht KommR Werner Engl bezeichnet, denn ihm ist es zu verdanken, dass das Wasserrettungswesen nach dem zweiten Weltkrieg in unserem Bundesland wieder neu formiert wurde. Als Lehrscheininhaber der DLRG (Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft) begann Werner Engl ab dem Jahre 1948 beim Ruderverein Albatros in Klagenfurt am Wörthersee mit der Ausbildung von Rettungsschwimmern.

Ab 1950 übernahm Engl die Schwimmsektion des Sportklubs Hermagor und gründete am Presseggersee die erste Wasserrettungsschule Kärntens. Da Engl damals beruflich als Polizeibeamter tätig war, ist es auch nicht verwunderlich, dass sich in den Anfängen ein Großteil der Rettungsschwimmer, welche noch Urkunden und Ausweise aus DLRG-Beständen erhielten, aus Beamten der Exekutive rekrutierten.

Am 16. März 1957 war es dann soweit: Dr. Urban, Dr. Sutter, Dr. Rollet, Oberst Schröder und Werner Engl gründeten in Linz an der Donau die Österreichische Wasserrettung. Das ÖWR-Symbol war gleich dem der DLRG (Seeadler), wurde aber im darauffolgenden Jahr, nachdem schon zuvor der Name auf ÖWR abgeändert wurde, durch das heute noch bestehende Symbol des Rettungsringes ersetzt.

In den Jahren 1957/58 zeichnete Werner Engl für den Aufbau der ÖWR Kärnten verantwortlich. In dieser Zeit hielt er am Presseggersee 10 Rettungsschwimmkurse ab und begann auch mit der Ausbildung von Lehrscheinern. So konnte in der Rettungsschwimmausbildung auch erstmals eine weitgehende Breitenwirkung erzielt werden, da die neuen Lehrer nun eigenständig in ihren Bereichen Kurse abhalten konnten.

Entscheidenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der ÖWR Kärnten nahm dann die Errichtung einer Einsatzleitung in Pörtschach am Wörthersee, deren Obmann Dr. Johann Offner im Jahre 1959 von der Bundesleitung mit der Führung einer Landesorganisation betraut wurde. Die endgültige Konstituierung des Landesverbandes Kärnten/Osttirol erfolgte am 9. Mai 1964, nachdem die einzelnen Bundesländer selbstständige Vereine im Bundesverband wurden.

Nach dreijähriger Aufbautätigkeit wies der Landesverband Kärnten zum Jahresende 1966 zwei Haupteinsatzleitungen, elf Einsatzleitungen und drei Einsatzstellen mit insgesamt 442 aktiven Mitgliedern auf. Der Wasserrettungsdienst war damit eine Einrichtung geworden, die im Badeleben an den Kärntner Seen einen wesentlichen Sicherheitsfaktor darstellte.

Ab dem Jahre 1967 erlebte die ÖWR Kärnten unter der Leitung des Landesleiters Ernst Zeirzer und Präsident Dkfm. Walter Tollinger ihren großen Aufschwung. Unter dieser Führung und in Zusammenarbeit mit Landestauchwart Norbert Rabitsch wurde eine Gruppe gebildet, welche im Tauchen bzw. Rettungstauchen ausgebildet wurde und somit den Grundstein für die Rettungstaucher in der Organisation legten. Ab 1985 wurden unter der Leitung von Landestauchwartin Elisabeth Primus jährlich Tauchseminare abgehalten, wo Rettungsschwimmer zu Rettungstauchern ausgebildet werden konnten. Dabei ist es ihnen bei ihrer Überwachungs- und Einsatztätigkeit an den Seen, den öffentlichen Bädern, bei Schwimmkursen und diversen Veranstaltungen selbstverständlich geworden, verantwortungsvoll und rasch sinnvolle Entscheidungen zu treffen. Diese Fähigkeit ist eine der wichtigsten Voraussetzungen auf dem Weg zum Rettungstaucher, der immer höheren Anforderungen gerecht werden muss, einerseits durch den technischen Fortschritt und neue medizinische Erkenntnisse, die eine Verbesserung der Arbeitsmethoden ermöglichen, anderseits durch die enorme Ausweitung des Aufgabenbereiches. Um diese Kriterien optimal zu erfüllen und den Grundsatz größtmöglicher Sicherheit zu entsprechen, wird die Tauchausbildung in der ÖWR immer umfangreicher.

Funktionäre der ÖWR im Jahre 1985Am Bild (v.l.n.r.): Siegfried Strasser, Albert Maryodnig, Anton Läufer, KommR Werner Engl, Peter Kucher, Dkfm. Walter Tollinger, Ernst Zeirzer, HR Dr. Josef Kreuzberger, Georg Wilhelmer, Martin Rupitsch und Gerhard Stipnay

Im Laufe der Zeit wurden an einigen Seen auch Motorboote angekauft, um einen raschen Einsatz zu gewährleisten. Dies erforderte wiederum die Ausbildung von Boots- und Schiffsführern. Die Ausbildung für den Motorbootsdienst ist eine wichtige vorbereitende Maßnahme für den Wasserrettungs-dienst und wird seit Jahren durch den Landesreferenten für Nautik  DI Andreas Vidoni organisiert und durchgeführt. Gerade an unseren Seen ist der Wasserrettungsdienst ohne Motorrettungsboote heute nicht mehr denkbar. Viele Verunglückte oder in Not geratene Wassersportler verdanken ihr Leben den Besatzungen von Motorrettungsbooten der Österreichischen Wasserrettung.

Im Jahre 1980 wurde der bisherige Technische Leiter (Ausbildungsleiter) Albert Maryodnig in die Funktion des Landesleiters gewählt, nachdem Ernst Zeirzer aus gesundheitlichen Gründen sein Amt zurücklegte. Es wurde zum Ziel gesetzt, den Stand der Einsatzleitungen weiter auszubauen und den Stand der „Aktiven“ zu erhöhen.

Funktionäre der ÖWR Kärnten feiern das 30-jährige Bestehen

Jeder Verein besteht und lebt mit seiner Jugend. Deshalb wird in der ÖWR Kärnten großer Wert auf die Jugendarbeit gelegt. Sich mit der Jugend zu beschäftigen sah der ehemalige Landesjugendreferent Ernst Zaiser in unserer materialistisch denkenden Welt als eine immer notwendiger werdende Aufgabe. Als erwachsener Mensch sollen wir den Kindern und unserer Jugend ein Vorbild sein. Zeigen wir ihnen, wie schön ein „Miteinander“ sein kann. Dass es den Kindern und Jugendlichen gefällt, zeigt die ständig steigende Teilnehmerzahl an unserem Jugendlager. Waren es in den Anfangsjahren 30 bis 50 Kinder, in den achtziger Jahren schon 100 Teilnehmer, so kann mit Stolz festgestellt werden, dass ab dem Jahre 1990 immer ein Jugendlager mit über 200 Kindern und Jugendlichen (einzigartig in Österreich) abgehalten wurde – nach wie vor unter der Leitung von Ernst Zaiser. Aber auch auf dem sportlichen Sektor wird im Landesverband viel getan. So werden alljährlich drei bis vier Mannschaften (Mädchen und Burschen) zu nationalen und internationalen Meisterschaften entsandt. Es wurden auch schon mehrere Österreichische Meistertitel, sowohl im Einzel- als auch im Mannschaftsbewerb erreicht. Aber auch im Landesverband selbst werden interne Vergleichskämpfe (Kärntner Meisterschaften) ausgetragen.

Eines der ersten Jugendlager des Landesverbandes
Schon immer legte die ÖWR Kärnten ein großes Augenmerk auf die Aus- und Weiterbildung von Kindern und Jugendlichen im Bereich Schwimmen/Rettungsschwimmen

Die Österreichische Wasserrettung LV Kärnten befindet sich von Beginn an in einer positiven Entwicklung und hat, wie bereits in den letzten Jahrzehnten, durch ihre unzähligen Hilfeleistungen und Lebensrettungen bei Badeunfällen bewiesen, wie wichtig es ist, einen gut funktionierenden Überwachungsdienst durch Rettungsschwimmer an unseren Seen und Bädern vorzufinden. Der Landesreferent für Ausbildung Ing. Wolfgang Eichkitz ist stolz auf seine 1.200 „Aktiven“. Denn nur der hohe Ausbildungsstandard der Rettungsschwimmer und der starke Wille, den Verletzten oder in Not geratenen Menschen zu helfen, sind ausschlaggebend für die vielen Erfolge der Kärntner Rettungsschwimmer im Kampf um Leben und Gesundheit. Die Ausbildung von Rettungsschwimmern und Rettungstauchern im organisierten Dienst im Umfang der Sanitätshilfe ist ein Erfordernis, dem bereits in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Durch die ständigen Schulungen von Landesarzt Dr. Gilbert Hainzl in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz haben sich „Wasserretter“ einer Ausbildung zum Sanitätshelfer oder Rettungssanitäter unterzogen und versehen auch Dienst in Rettungs- und Notarztwagen. Eine Rettung bzw. Hilfeleistung kann nicht nur den spezifischen Teil Wasser umfassen, sondern beinhaltet auch die bestmögliche Versorgung Verunfallter an Land.

1991 wurde Ing. Mag. Herbert Huber als Vizepräsident und in weiterer Folge 1993 als Präsident des Landesverbandes Kärnten gewählt. 1992 war für die Kärntner Wasserrettung ein Meilenstein – denn der Kärntner Landtag hat mit Beschluss des für ganz Österreich beispielgebenden Kärntner Rettungsdienst-Förderungsgesetzes nicht nur die ÖWR als „Hilfs- und Rettungsdienst“ gesetzlich anerkannt, sondern auch die finanzielle Basis für den Bestand der Rettungsorganisation gesichert.

Ing. Mag. Herbert Huber

Unfälle im Bereich der Seen und Flüsse erfordern ein rasches Handeln unserer Aktiven – denn jede Sekunde ist kostbar. Dabei haben sich unser Personenrufsystem und das flächendeckende Funknetz sehr gut bewährt. Durch den Einsatz von Landesfunkreferent Wolfgang Rainer verfügte die ÖWR Kärnten über ein wohldurchdachtes und flächendeckend im ganzen Lande funktionierendes Alarmsystem, mit welchem die Einsatzkräfte in kürzester Zeit an die jeweilige Einsatzstelle gerufen werden können. Dies alles wäre nicht möglich, wenn die Zusammenarbeit zwischen dem Land Kärnten, dem Landesfeuerwehrverband, dem Roten Kreuz und der Österreichischen Wasserrettung nicht so hervorragend funktionieren würde.

Ein wichtiger Schritt zur weiteren Erhöhung der Sicherheit rund um Kärntens Gewässer wurde im Sommer 2003 gesetzt. In einer Vereinbarung legten das Land Kärnten, der Kärntner Landesfeuerwehrverband und die ÖWR Kärnten fest, dass die Verständigung der Wasserretter künftig über die Landesalarm- und Warnzentrale (LAWZ) erfolgen soll. Die Wasserrettung wird jetzt über die Notrufnummer 130 alarmiert. Damit ist die jederzeitige Erreichbarkeit hochqualifizierter Aktiver rund um die Uhr gewährleistet. Ein bedeutender Faktor auch im Sinne einer effizienten Katastrophenhilfe.

Im Sommer 2002 konnte das Ausbildungszentrum Cap Wörth der Österreichischen Wasserrettung Landesverband Kärnten in Velden am Wörthersee eröffnet werden. Durch den unermüdlichen Einsatz von Präsident Mag. Herbert Huber und Landesschatzmeister  Siegfried Strasser und zahlreicher anderer ist es gelungen, für die ÖWR Kärnten eine „Heim- und Ausbildungsstätte“ zu errichten. Im neuen Ausbildungszentrum für das Rettungswesen Cap Wörth hat die ÖWR Kärnten eine zentrale, den Erfordernissen der Zeit entsprechende Ausbildungsstätte gefunden. Die gute Zusammenarbeit mit anderen Rettungsorganisationen wird auch dadurch dokumentiert, dass das Rote Kreuz den größten Teil seiner Ausbildung im ABZ Cap Wörth durchführt.

Das Ausbildungszentrum der ÖWR zu früheren Zeiten

Unter dem Motto „Sicheres Kärnten“ wurde im Juni 2006 auf dem Areal des Landesfeuerwehrverbandes das „Haus der Sicherheit“ feierlich eröffnet. Im Haus der Sicherheit sind die Landesleitungen der Berg- und Wasserrettung, der Kärntner Zivilschutzverband, die Feuerpolizei sowie die Abteilung Katastrophenschutz vom Amt der Kärntner Landesregierung unter „einem Dach“ untergebracht. Auch dieses gemeinsame Projekt von Politik und Rettungsorganisationen ist für Österreich beispielhaft.

Nach 30 Jahren als Landesleiter legte Albert Maryodnig 2010 diese Funktion zurück, die dann der bisherige Landessekretär Heinz Kernjak übernahm. Dieser stellte ein starkes Team in Landesvorstand und Landesleitung auf, das sich dann bald neuen Aufgaben stellen musste: Man gründete Ende 2013 in Kärnten einen Landeswasserrettungszug, der personell und materiell für Katastropheneinsätze im In- und Ausland ausgerüstet wurde. Dieses Beispiel nahm die Bundesleitung der ÖWR zum Anlass, auch einen Bundeswasserrettungszug ins Leben zu rufen. Der erste internationale Einsatz der Wasserrettung Kärnten fand dann bereits 2014 im Mai statt, als 17 Einsatzkräfte eine Woche lang in Bosnien im Hilfseinsatz standen. Mittlerweile umfasst der Landeswasserrettungszug Kärnten rund 70 hochqualifizierte Spezialisten, die mit der entsprechenden Ausrüstung innerhalb weniger Stunden in die Einsätze gehen können.


Die Österreichische Wasserrettung wurde 1957 ins Leben gerufen. Die Bedeutung der ÖWR Kärnten ist heute überall so in das Bewusstsein der Menschen eingeprägt, dass auf den ersten Blick jeder Hinweis darauf überflüssig erscheint. Dabei wird aber allzu leicht übersehen, dass der freiwillige ehrenamtliche Dienst nicht nur strahlende Seite des Erfolges hat sondern der Erfolg und die äußere Anerkennung durch Opferbereitschaft, Fleiß und erheblichen Einsatz immer neu erworben werden muss. Die Rettungsschwimmer und Rettungstaucher, die Bootsführer und Fließ-/Wildwasserretter des Landesverbandes Kärnten haben sich zur Aufgabe gemacht, den in Not geratenen Wassersportlern und Erholungssuchenden zu helfen. Eine gute Ausbildung sowie Training und regelmäßige Weiterbildung sind Voraussetzungen dafür. Viel Idealismus ist erforderlich, um in der heutigen Zeit ehrenamtlich und ohne Eigennutz fremden Menschen zu helfen. Wenn es uns gelingt, den Idealismus unserer gut ausgebildeten und hochmotivierten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weiterhin zu erhalten, dann wird es auch zukünftig möglich sein, dem „Nassen Tod“ sein bereits ausgewähltes Opfer noch einmal zu entreißen.

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